Nachkriegszeit

Nach dem Krieg 1945

Endlich war diese unglückselige Zeit der Bombenangriffe vorbei. Für Braunschweig war der Krieg am 11. April 1945 zu Ende. Die Amerikaner waren einmarschiert und prägten nun das Straßenbild.
Meinen Verlobten Heinz Krökel konnte ich schon Ende Mai wieder glücklich in die Arme schließen und schon bald, am 31.Juli 1945, sollte unsere Hochzeit die Krönung seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft sein.

Da hieß es, die Gedanken zusammenzunehmen für alles, was zum Gelingen einer so wichtigen Feier vorbereitet werden musste, denn schließlich waren wir tagsüber voll in den Geschäftsbetrieb gegenüber von Jakobi eingespannt.

Für mein Brautkleid hatte ich schon vorgesorgt und gegen ein Paar zu enge Schuhe einige Meter Fallschirmseide eingetauscht. Den Schleier und einen Smoking für Heinz lieh uns die liebe Verwandtschaft.

Was uns Kopfschmerzen machte, war das Hochzeitsmahl, denn noch gab es Lebensmittelkarten. Von den Zuteilungen konnten wir unsere Gäste keineswegs festlich beköstigen. Aber gute Nachbarschaft ist Gold wert! Die Geschäftsleute der Goslarsche Straße und liebe Verwandte vom Lande - alle halfen, so dass wir uns um ein festliches Mahl nicht mehr zu sorgen brauchten.

Nun konnte der große Tag kommen.

Die Glocken von Jakobi läuteten schon, als wir am 31. Juli 1945 aus der Haustür traten - aber es ging nicht weiter, denn ein Auto Konvoi der Amis versperrte uns den Weg über die Straße. Langsam im Schritttempo fuhren sie und der Konvoi nahm kein Ende. Kirchenrat Kalberlah wartete schon ungeduldig auf uns und die Glocken läuteten und läuteten …

Endlich - endlich wurden die Autos gestoppt, einige Soldaten stiegen aus und sorgten für einen Durchlass. Immer mehr kamen neugierig dazu und klatschten. Ihr lauter Beifall begleitete uns bis in die Kirche. Wir waren das erste Paar, das nach dem Krieg in Jakobi getraut wurde.

"Unter der Hand" hatte ich einen Film bekommen, aber das Fotografieren war noch strengstens verboten. Einen Ausweg wussten Kalberlahs: Sie führten uns hinter die Ruine ihres Hauses in den Pfarrgarten, den konnte niemand einsehen, uns beobachten und denunzieren. Ja, das "Andere anschwärzen" war leider auch ein Überbleibsel aus der NS Zeit geblieben.

Wir konnten jedenfalls unsere Hochzeitsfotos in aller Ruhe machen.
Am Abend herrschte ab 22 Uhr strenge Ausgangssperre. So mussten wir für unsere auswärtigen Verwandten provisorische Nachtlager herrichten, wie vorher nach Fliegerangriffen für ausgebombte Freunde.

So ging der "Hochzeitstag mit Hindernissen" in Harmonie, Zufriedenheit und Dankbarkeit für alle guten Gaben wohl gelungen zu Ende …

Magdalene Krökel geb. Arens