Das Portal
Meinen Frieden gebe ich Euch! - Das Portal der St. Jakobikirche
Meinen Frieden gebe ich euch … Wer auf die St. Jakobikirche zugeht, in sie hineingeht, wird mit diesen Worten über dem Zugang zur Kirche empfangen. Worte über dem Zugang zu einem Gebäude wollen etwas darüber sagen, was den Eintretenden hier erwartet. Die Justitia an einem Gerichtsgebäude verweist zum Beispiel darauf, dass ich hier Gerechtigkeit erwarten darf.
Wer also unsere Kirche betritt, kann sich fragen: Welcher „Friede“ ist hier gemeint? Und wer gibt mir diesen „Frieden“? … Die Stellenangabe rechts unter den Wörtern macht deutlich: diese Worte stehen in der Bibel. Dort im Johannesevangelium (14,27) sagt Jesus diese Worte zu seinen Jüngern. Es ist der Moment des Abschieds. Die Jünger verstehen nicht, warum Jesus zum Vater gehen muss. Sie zweifeln an sich selber: Haben sie vielleicht etwas falsch gemacht? Jesus sagt ihnen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Er und der Vater sind eins und im Geist wird er immer bei ihnen sein. Spürbar wird das für die Jünger in dem Frieden, den er ihnen gibt.
Dabei meint Jesus hier keinen allgemeinen Frieden, sondern es geht ihm um den Frieden, den Gott mit mir hat. In Jesus selber wird das deutlich. Da er und der Vater eins sind, gilt für Gott auch das, was Jesus an Liebe, an Zuwendung, an Nähe gelebt hat. So wird für die Jünger und damit auch für uns in Jesus deutlich, dass Gott uns Menschen liebt – und das ohne Unterschied. Er fordert von uns keine Vorausleistung, kein besonderes Sein oder Tun, damit wir mit ihm Frieden haben, sondern wir haben mit ihm Frieden, weil er uns liebt – so, wie wir sind! Und weil das so ist, muss ich keine Angst haben. Ich muss mir, Gott und den Menschen nichts beweisen, um anerkannt, geliebt, gewollt zu sein, denn ich bin anerkannt, geliebt und gewollt!
Als unsere Kirche vor gut einhundert Jahren erbaut wurde, lebten hier im Wohngebiet überwiegend Arbeiterfamilien mit vielen Kindern. So mancher Familie ging es nicht gut. Es gab diverse soziale Probleme. Viele, die hier wohnten, mögen gedacht haben: Gott hat was gegen mich. Er sieht mich nicht … Dem stellten die Gründer unserer Kirche diese Botschaft entgegen: Ob du arm bist oder reich, vor Gott spielt das keine Rolle … Seine Liebe, seine Gnade, seine Zukunft gilt allen – gerade auch denen, die hier unter Not und Sorgen leiden …
Dementsprechend hat sich auch der erste Jakobipfarrer Dr. Henry Beck für seine Gemeinde eingesetzt. Er hat versucht, die Liebe Gottes hier spürbar werden zu lassen. Selber ist er in die Häuser gegangen, und er hat einen Helferinnenkreis gegründet – Frauen, die in ihrer jeweiligen Nachbarschaft halfen, die Kranke pflegten, Alte versorgten und die ein Auge auf die Kinder hatten. Die Helferinnen gaben sich sogar eine Satzung, die die Versorgung und Betreuung der Kranken und deren Familien als ehrenamtliche Unterstützung der Gemeindeschwester zum Ziel hatte.
In den beiden Weltkriegen, in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise und in der Nachkriegszeit war die vielfältige Unterstützung und Begleitung durch die Gemeinde für viele Menschen wichtig und hilfreich. Sie spürten: Ich bin nicht vergessen – von den Menschen nicht und auch von Gott nicht!
Heute geht es den Meisten erheblich besser, auch wenn unser Stadtteil noch immer zu den sozial eher problematischen in der Stadt gehört. Aber auch heute weiß sich unsere Gemeinde der Weitergabe der Liebe Gottes verpflichtet. Jeder kann mit seinen Anliegen, seinen Sorgen und Fragen in die Kirche kommen. Insbesondere liegt uns die Begleitung der Senioren und der Jugend am Herzen. Hier soll spürbar sein: Ich bin von Gott geliebt. Mit ihm habe ich Frieden – so wie ich bin!
Wenn wir das für uns selber erkennen, dann hat diese Erkenntnis in vielfacher Weise Auswirkungen auf unseren Umgang miteinander: Weil ich mir und Gott nichts beweisen muss, um geliebt zu werden, kann ich mich, aber auch meinen Nächsten so sein lassen, wie er ist. Ich kann auch mit ihm Frieden schließen. Ich kann gelassen sein im Umgang mit allem, was mich bedrängt und bedrückt. Ich muss nicht gleich alles als persönlichen Angriff auffassen. Ich kann friedvoller reagieren. Und so trägt der Friede, den wir mit Gott haben, dann auch zum Frieden hier in dieser unserer Welt bei: Wir müssen nicht um Gottes Gunst und Anerkennung ringen, und wir müssen auch nicht alles in dieser Welt erreichen!
All das möchte uns das Wort über dem Eingang mit auf den Weg geben, wenn wir die St. Jakobikirche betreten: Hier bist du geliebt! Gott steht an deiner Seite – so wie du bist mit deinen Stärken, deinen Schwächen, deinen Sorgen, deinen Ängsten. Gott steht ebenso an der Seite derer, die um dich herum sind – sie sind deine Schwestern und Brüder! Lebe darum auch mit ihnen in Frieden!