Grundsteinlegung

Der Beginn der Bauarbeiten und die Grundsteinlegung

Der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf von Kraaz ist mit einigen Änderungen zur Realisierung bestimmt worden. Die wichtigste Änderung war der „Tausch“ der Situierung des Gemeindehauses mit der des Pfarrhauses: Das anfangs an der Nordwestecke des Bauensembles vorgesehene Pfarrhaus mit den beiden Predigerwohnungen wurde an die Südseite der Kirche verlegt, wo, zurückliegend zur Goslarschen Straße, ursprünglich das Gemeindehaus mit den Konfirmandensälen vorgesehen war. Somit entstand das Pfarrhaus nun nicht in vorgeschobener Position in den Platzraum hineinragend, sondern, als Wohnhaus eigentlich folgerichtig, etwas zurückgezogen hinter einem Vorgarten mit Einfriedung. Die Grundrisse des Pfarrhauses wurden auch unter Einflußnahme von Pastor Beck diskutiert und geändert. Während der Diskussion angefertigte Bleistiftskizzen sind erhalten.

In den Wintermonaten 1908/09 begannen die Arbeiten am Grundstück Jakobikirche. In der Presse erfährt man, daß auch seitens der Stadtverordneten auf den Beginn der Ausschachtungsarbeiten gedrängt wurde, um etwas gegen die damals aktuelle hohe Arbeitslosigkeit unter den Bauhandwerkern in der Stadt zu tun.

Im März 1909 wurden die neuen Baulinien im Umfeld des Bauplatzes für die Jakobikirche beschlossen.

Ende April waren die Angebote für die Ausschreibung der Erd- und Maurerarbeiten bei der Kirchenbaudeputation einzureichen. An der Ausschreibung beteiligten sich 12 Baufirmen. Die Angebotssummen für die Rohbauarbeiten schwankten erheblich, und zwar zwischen 122.831,80 und 171.080,30 Mark, also fast genau zwischen einem Drittel und der Hälfte der veranschlagten 350.000,- Mark Gesamtbaukosten. Den Zuschlag erhielt der günstigste Anbieter, die einheimische Firma Wittendorf & Moneke. Daraufhin verhängte der Arbeitgeber – Verband für das Baugewerbe in Braunschweig der beauftragten Firma ein Strafgeld von 3.000,- Mark, da diese mit ihrem Angebot weit unter den Einheitspreisen für Bauarbeiten gelegen habe.

Eine weitere Ausschreibung, die als Teil der Rohbauarbeiten anzusehen ist, betraf die Natursteinarbeiten („Steinhauerarbeiten mit Lieferung der Materialien“) und forderte die Angebote für Mitte Mai. Auch für diese Arbeiten wurde die Firma Mittendorf und Moneke beauftragt.

Der offizielle Beginn der Bauarbeiten wurde am 11. Mai 1909 mit der Feier des ersten Spatenstichs markiert. An der Feier nahmen neben Pastor Beck und Architekt Kraaz die Baudeputation, der Kirchenvorstand und zahlreiche Gemeindemitglieder teil. An Stelle des späteren Altars war eine Rednertribüne aufgestellt, wo Pastor und Architekt jeweils eine Ansprache hielten.

Die Vollendung des Kirchenbaus war für Ende des Jahres 1910 vorgesehen, die Einweihung des Gotteshauses sollte am 1. Advent stattfinden.

Als hochrangiges gesellschaftliches Ereignis für die ganze Stadt sollte die Grundsteinlegung am 27. Juni 1909 inszeniert werden. Die Einladungen, denen opulent gestaltete Programmheftchen beigelegt waren, ergingen an alle einflußreichen Persönlichkeiten der Stadt und der herzoglichen Regierung; auch der Herzog – Regent Albrecht von Mecklenburg war geladen. Auf der Baustelle wurde eine festlich geschmückte Tribüne errichtet, auf der geladene Gäste, Kirchenvorstand, weitere kirchliche Vereinigungen sowie Chöre Platz nehmen durften. Ein Ehrenplatz für den Herzog – Regenten war im Zentrum der Tribüne vorgesehen. Die einfachen Gemeindemitglieder durften als Zaungäste außerhalb der Tribüne an dem Zeremoniell teilnehmen. Pastor Beck leitete seine Festansprache mit dem Bibelwort „Einer ist Euer Vater, der im Himmel ist“ (Matth. 23,9) ein und drückte seine Freude über das zahlreiche Erscheinen der Gäste, insbesondere des Herzog – Regenten, aus. Eigens begrüßte Beck sowohl Vertreter der anderen protestantischen Gemeinden alsauch Repräsentanten der katholischen Kirche und der jüdischen Gemeinde. Beck ging auf die Gestalt des zukünftigen Kirchengebäudes ein und betonte, St. Jakobi sei „von maßgeblicher Seite“ als „ein Wendepunkt in der evangelischen Kirchenbaugeschichte Norddeutschlands“ angesehen und lobte die Architekten Kraaz und Fleck für ihre Entwurfsarbeit. Nach der Einführung einer neuen Kirchenordnung sei St. Jakobi der erste Kirchenbau im Herzogtum, der ganz nach den Wünschen und Bedürfnissen der Gemeinde errichtet werde.

Deutlich wird das Bemühen von Pastor Beck sichtbar, die Bedeutung des neuen Kirchenbaus und damit auch der Jakobi – Gemeinde innerhalb der Stadt darzustellen. Die Stadtgebiete westlich des Oker – Umflutgrabens standen bekanntlich gerade auch in sozialer Hinsicht weit hinter den Bereichen der neuen Gemeinden im östlichen Stadterweiterungsgebiet zurück.

Die ersten drei Hammerschläge am Grundstein erfolgten durch den Herzog – Regenten Albrecht, der den Segenswunsch „Zur Ehre Gottes; zum Segen der St. Jakobigemeinde; zum Gedeihen der teuren evangelischen Landeskirche“ aussprach.