Generalüberholung in der Königin der Instrumente
Der Orgelbauer berichtet
Zur Reinigung und Durchsicht der Orgel im Jahr 2006 schreibt der Orgelbauer Florian Fay aus Braunschweig:
Seit einigen Tagen ist „Großreinemachen“ in Ihrer schönen großen Orgel angesagt. Eine gute Gelegenheit, Ihnen etwas über die Orgel und Ihren Baumeister zu erzählen.
Das Instrument wurde 1970 vom Braunschweiger Orgelbaumeister Friedrich Weißenborn erbaut. Die Schauseite der Orgel – der so genannte Prospekt – stammt aus der Erbauungszeit der Kirche, die originale Orgel wurde dann von Weißenborn ersetzt.
Friedrich Weißenborn begann seine Laufbahn schon vor dem 2. Weltkrieg hier in der Region. Schon bald nach dem Krieg begann er mit dem Aufbau seiner Firma, die im Laufe der Jahre eine Vielzahl von kleineren und größeren Orgeln erstellte. Die größte Orgel aus seiner Hand steht interessanter Weise nicht in Braunschweig, sondern in Amorbach im Odenwald. In der Braunschweiger St.- Petrikirche finden wir seine einzige dreimanualige Orgel in der Region. Friedrich Weißenborn folgte mit seiner Bauweise, möglichst komplett mechanische Spielanlagen zu verwirklichen, den Ansprüchen seiner Zeit und blieb auch bei den Klangvorstellungen der so genannten Orgelbewegung treu. Mehrmanualigkeit auch bei kleinen Orgeln mit jeweiliger kompletter Klangpyramide nach dem Vorbild des Barock waren maßgeblich bei der Entwicklung von Orgeldispositionen. Bei der Auswahl und Verwendung der Baustoffe wurden in der Zeit nach dem Krieg neue Wege beschritten, deren Folgen jetzt allerdings spürbar werden (Unbeständigkeit von Kunst- und Schaumstoffen, Zersetzung von Klebern und Leimen etc.).
Die Jakobiorgel ist eines der letzten großen Werke des Meisters in einer Reihe größerer Instrumente, die sich aber auf zwei Manualwerke beschränken (vgl. Stadtkirche Königslutter, St. Paulus Lebenstedt). Hier in St. Jakobi hatte Weißenborn die Möglichkeit, ohne Einschränkungen im Raum hinter der großen Schaufront sein Werk aufzustellen. Es gliedert sich klar in Hauptwerk, Schwellwerk und Pedal. Von außen sieht man drei Pfeifenfelder, deren mittleres die Pfeifen des „Prinzipal 8’“ aus dem Hauptwerk enthält; in den äußeren Feldern stehen jeweils die größten Pfeifen des „Prinzipalbaß 8’“ des Pedalwerks.
Die technische Anlage ist als mechanische Schleiflade konzipiert, die Registeranstellung erfolgt mittels Schleifenzugbälgen, die vom Spieltisch elektrisch angesteuert werden.
Nach 36 Jahren unermüdlichen Einsatzes bedarf die Orgel einer gründlichen Reinigung. Durch Gebrauch und Alterung verschlissene Teile werden ersetzt, das Pfeifenwerk wird neu intoniert und natürlich zum Abschluss gestimmt.
Nach soviel Theorie mag vielleicht Ihr Interesse geweckt sein; lassen Sie sich also einladen, die Orgel einmal aus der Nähe zu betrachten. Gerne erkläre ich Ihnen die Technik vor Ort (Termin-absprache über Gemeindebüro nötig).