Eine Weihnachtskrippe aus Barbiepuppen

Die Damenrunde berichtet von der Entstehung

Im Gemeindebrief Weihnachten 2002 berichten die Damen der Damenrunde über die Entstehung der Krippe, die alljährlich in der Adventszeit in der Brauthalle der Kirche aufgebaut wird:

Eine Kirche ohne Krippe in der Adventszeit ist für die Gemeinde keine Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Dies war die Meinung unseres Pastors William Graffam, der nach mehrjähriger Tätigkeit in Äthiopien vor gut 25 Jahren (1975) in unserer Gemeinde gekommen war. Wer jemals afrikanische Gottesdienste miterlebt hat, weiß, wie wichtig solch eine Symbolik für die Gemeinde ist. Also musste eine Krippe her. Zum Kaufen fehlte das Geld und wäre für unseren fantasievollen und ideenreichen Pastor ohnehin nicht akzeptabel gewesen. So animierte Pastor Graffam damals die Damenrunde - bestehend aus jungen Müttern, die sich regelmäßig zum Gedankenaustausch trafen, eine Krippe selbst zu gestalten.

Die Idee war, die Krippenfiguren aus Barbiepuppen zu basteln. Anfangs waren alle sehr skeptisch, ob es uns wohl gelingen würde, diese "Sexy-Puppen" in Krippenfiguren zu verwandeln. Trozdem durchforsteten wir de Spielkisten unserer Kinder und fanden tatsächlich etliche defekte Puppen, welche die Kinder bereitwillig spendeten. Dank der geschickten Hände und künstlerischen Begabung unserer damaligen Gemeindesekretärin, Frau Ursula Worku, erhielten die Gesichter Charakter, die Männer bekamen Bärte und Perücken, die prächtigen langen Haare der Frauen wurden z.T. gefärbt und zu Hochfrisuren drapiert. Letztendlich waren in den umgestalteten Figuren die Barbiepuppen nicht mehr zu erkennen.

Nach den Vorlagen des Malers Ludwig Richter nähten wir Frauen unter der strengen Aufsicht unseres Pastors die Kleidung aus zusammengetragenen Stoff-, Leder- und Pelzresten. Alle nähten, bastelten und formten mit großem Eifer und viel Freude.

Es sollte nicht nur ein einfacher Stall mit Maria, Josef, dem Christuskind und den drei Königen entstehen, sondern eine Krippe, die in ein lebendiges Dorfleben eingebunden war. Aus Bauklötzen wurden tische und Bänke, aus Käseschachteln Marktkisten, die aus Fimo geformtes Obst und Gemüse aufnahmen; Orangenkisten wurden zu Marktbuden und Hütten; ausrangierte Vorhänge dienten zur Abdeckung der Tische, für die Dekoration wählten wir Tannengrün, Efeu, wilden Hopfen, Forsythienzweige - alles, was die Natur im Monat Dezember zu bieten hat. Aufmerksamen Beobachtern wird aufgefallen sein, dass der große Elefant nicht in die Darstellung passt, doch wir betrachten dieses als Referenz an Pastor Graffam mit seinen lebhaften Erinnerungen an seine Zeit in Afrika.

Wir waren alle sehr stolz, als wir pünktlich zum 1. Advent 1976 die Krippe erstmals in der Brauthalle aufbauen konnten.

Seitdem sind über 25 Jahre vergangen, und einige Figuren mussten schon Schönheitsoperationen über sich ergehen lassen. Doch nach wie vor haben wir damaligen jungen Mütter - inzwischen gestandene Großmütter - in jedem Jahr immer wieder die gleiche Freude am Aufbauen unserer Krippe in der St. Jakobikirche.

Die Krippe im Braunschweig-Report

In einem Wort zu Advent und Weihnachten im Braunschweig-Report 2005 schrieb Pfarrer Christian Hellmers zur Krippe in St. Jakobi:

Vor dem 1. Advent herrscht reges Treiben in der Jakobikirche. Die Frauen der Damenrunde treffen sich, um "ihre" Weihnachtskrippe aufzubauen – "alle Jahre wieder" seit dreißig Jahren.

Der damalige Pfarrer W. Graffam hatte die Damen – damals noch junge Mütter – animiert, selber eine Krippe zu basteln und zu gestalten – und zwar aus Barbiepuppen. Beim Durchforsten der Spielkisten fanden sich bald viele "sexy" Puppen, die in den folgenden Monaten repariert und umgestaltet wurden: Männer bekamen Bärte und Perücken. Die Haare der Frauen wurden gefärbt. Und als die so umgestalteten Figuren dann auch noch Kleider aus Leder-, Stoff- und Pelzresten nach den Vorlagen des Malers Ludwig Richter bekamen, waren sie nicht mehr als Barbiepuppen zu erkennen.

In mühevoller Arbeit entstand so eine Krippenszene, die die eigentliche Krippe mit Maria und Josef, den Königen und den Hirten in eine ganze Dorfszene einbettet – und die immer wieder jedes Jahr Kinder und Erwachsene zum Verweilen und Betrachten einlädt.
"Weihnachten gehört mitten hinein in unser Leben!" denke ich, wenn ich in diesen Adventswochen die Krippe sehe. Und so empfinden es auch die mittlerweile älter gewordenen Damen der Damenrunde, die noch immer mit großer Freude jedes Jahr diese Krippe in der Brauthalle unserer Kirche aufbauen. Schauen sie doch einfach mal rein, und lassen sie sich anstecken von der Freude, die von dieser Krippe und von Weihnachten ausgeht!

Sie entdecken dabei dann auch noch eine zweite Krippenszene in der Brauthalle, die von den Kindern und Müttern gestaltet wurde, die das Krippenspiel für den Heiligabend vorbereiten. Sie wollten Weihnachten damit anschaulich machen – zum Anschauen, zum Anfassen, zum Begreifen. Weihnachten ganz nah, greifbar – mitten unter uns!

Die Kinder erleben das so! Die Bilder, die Krippen, die Geschichten helfen ihnen dabei – und sie helfen auch uns zu erkennen, wenn wir vor ihnen verweilen, sie auf uns wirken lassen: Wundersames geschieht zu Weihnachten! Gott wird Mensch – mitten unter uns!