2011 - 100 Jahre Einweihung der Kirche
Am Ostermontag, dem 17. April 1911, wurde die St. Jakobikirche in Gegenwart „seiner Königlichen Hoheit des Herzogregenten Johann Albrecht“ – wie es in der Chronik heißt – von Stadtsuperintendent Degering eingeweiht.
Seit der Grundsteinlegung am 27. Juni 1909 waren nur 22 Monate an Bauzeit vergangen bis der noch recht jungen Gemeinde ein Kirchen- und Gemeindezentrum bestehend aus der St. Jakobikirche, dem Gemeindehaus und dem Pfarrhaus übergeben werden konnte. Bei der Ausschreibung war im Blick auf die Kirche gefordert worden: Die Kirche soll eine echte evangelische Gemeindekirche sein, die hell und freundlich, einfach und doch schön und festlich gestaltet ist und in einer geschlossenen Anlage die Einheit der zu gemeinsamer Feier des Gottesdienstes versammelten Gemeinde zum Ausdruck bringt.
Diese Forderung baulich umzusetzen, ist meines Erachtens gelungen. Auch wenn die Kirche nun 100 Jahre später ein wenig renovierungsbedürftig ist, so ist sie doch im Innenraum hell, freundlich, einfach und schön – auch wenn sich die Schönheit vielen erst auf den zweiten Blick erschließt. Insbesondere aber die Einheit der versammelten Gemeinde wird in der Gestaltung des Innenraums gut zum Ausdruck gebracht. Wer die Kirche betritt, wird feststellen, dass es in ihr keinen besonderen Ort gibt. Alle Plätze sind in gewisser Weise gleichgewichtig. Von allen Plätzen kann gleich gut gesehen und am Gottesdienst teilgenommen werden. Zugleich wird in der Gestaltung des Altarraums mit wenigen Elementen deutlich gemacht, dass es sich hier um eine evangelische Kirche handelt, wo die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus in Wort, Sakrament und Musik im Mittelpunkt steht.
In der katholischen Kirche gilt die Weihe einer Kirche als Sakrament, die den Kirchraum zu einem heiligen Ort werden lässt. Die Beisetzung von Reliquien im Altar, der Bezug zu einem oder mehreren Heiligen und insbesondere der Akt der Weihe selber durch den Bischof überträgt auf diesen Ort besondere Kräfte, die ihn zu einem Raum für die Einsetzung der Eucharistie, des Heiligen Abendmahls, werden lässt.
Die Reformation lehnt diesen Gedanken des „heiligen Ortes“ ab. Die Verkündigung des Wortes Gottes und die Feier des Abendmahls können an jedem Ort, in jedem Haus geschehen. Kirchen sind evangelisch gesehen darum nur Orte, die in besonderer Weise für die Feier von Gottesdiensten gestaltet sind.
Dementsprechend steht bei der Einweihung einer evangelischen Kirche die Übergabe dieses Gebäudes an die Gemeinde im Mittelpunkt. Das Gebäude, der Altar, das Taufbecken, die Orgel, die Glocken sollen der Gemeinde dienen, um dort und durch sie den gemeinsamen Glauben zu erfahren und zu leben.
Dennoch sind auch evangelische Kirchen, ist auch unsere Jakobikirche ein besonderer Ort! Nicht, weil der Ort heilig ist, sondern weil sich mit diesem Ort Glaubens- und Lebensgeschichten verbinden. Wie viel Menschen haben hier in den zurückliegenden 100 Jahren miteinander Gottesdienst gefeiert? Wie viel Menschen sind hier getauft und konfirmiert worden? Wie viele Menschen haben sich hier vor dem Altar einander das Ja-Wort gegeben? Wie vieler Menschen, die von uns gegangen sind, ist hier gedacht worden? Wenn man sich das vor Augen führt, dann füllt sich der Raum mit Leben, mit Freude und Trauer, mit Glück und Liebe, mit Sorgen und Fragen, mit Wünschen und Hoffnungen.
Dieses Jahr blicken wir nun auf 100 Jahre Leben und Glauben in der St. Jakobikirche zurück. Im Laufe des Jubiläumsjahres wird es viele schöne Veranstaltungen geben, die einen Einblick geben in das derzeitige Leben in und rund um St. Jakobi, denn Kirche ist ja nicht nur Vergangenheit, sondern zuerst auch immer die jeweilige Gemeinde, die miteinander lebt und glaubt. Wenn Sie dabei mittun, mit dabei sind, damit geben Sie der Jakobikirche zugleich die Hoffnung auf eine gute und mit Leben gefüllte Zukunft.