Einführung

Die St. Jakobikirche als bedeutendes Baudenkmal - Einführung

In der „Denkmallandschaft“ der Stadt Braunschweig nehmen die großen mittelalterlichen Kirchen der Innenstadt einen herausragenden Rang ein. Bauten wie die Stiftskirche St. Blasius („Dom“), aber auch die weit außerhalb des alten Stadtkerns gelegene ehemalige Zisterzienserkirche Riddagshausen sind als überregional bedeutende Baudenkmäler anzusprechen.

Die Kirchenbauten in den Stadterweiterungsgebieten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind dagegen weit weniger im Bewußtsein der Bürger eingeprägt und werden vom Fremdenverkehr so gut wie gar nicht wahrgenommen.

Im Zuge der Aufsiedlung des Stadtgebietes um die Goslarsche Straße westlich der Innenstadt ist in den Jahren 1909 – 11 die Jakobikirche errichtet worden. Dieser Kirchenbau wurde nach einem Architekturwettbewerb von den Berliner Architekten Johannes Kraaz und Hermann Fleck ausgeführt. Die Jakobikirche und das Gemeinde- sowie das Pfarrhaus sind als zusammenhängende Baugruppe angelegt. Das Bauensemble ist mit seinen einzelnen Gebäudeteilen auf die städtebauliche Situation bezogen in lockerer Staffelung angeordnet. Vor der dominierenden Kirchenfassade mit dem seitlich plazierten Turm ist eine platzartige Erweiterung der Goslarschen Straße entstanden.

Die Formensprache der Architektur orientiert sich an einem schlicht gehaltenen Barock und zeigt den Übergang vom späten Historismus zu einer auch als „Reformstil“ bezeichneten Periode der Baugeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Kirchengrundriß ist nach den Erfordernissen des protestantischen Gottesdienstes als weiträumiger Zentralbau mit Emporen gestaltet.

Die im Jahre 1904 gegründete Gemeinde von St. Jakobi wünschte eine „moderne evangelische Gemeindekirche“. Im Vergleich zu den beiden großen Kirchen im östlichen Ringgebiet, St. Pauli und St. Johannis, die um 1900 noch im neogotischen Stil errichtet worden waren, ist St. Jakobi in der Tat ein modernes Bauwerk. Die Zeit der „akademischen“ Imitation historischer Epochen, der Historismus, war an sein Ende gekommen. Ein Gebäudeensemble wie St. Jakobi läßt bereits die Spuren des Weges zu einer neuen Architektur erkennen, auch wenn die Einflüsse der Tradition noch einen wichtigen Platz einnehmen.

Die Jakobikirche nimmt in der Reihe der Braunschweiger Kirchenbauten eine durchaus besondere Stellung ein. Die Gebäudegruppe von St. Jakobi stellt sich als gut erhaltenes und außerordentlich qualitätvolles Zeugnis der facettenreichen Architekturgeschichte der Jahre vor dem ersten Weltkrieg dar. Dem Ensemble kann ein auch für die weitere Region bedeutender Rang zugemessen werden. Daher erscheint es mehr als angemessen, die Jakobikirche und ihre Geschichte sowie Baugestalt näher zu untersuchen und zu beschreiben. Der Kirchenbau, der als Veranstaltungsort für Konzerte eine weiter gestreute Bekanntheit besitzt, sollte auch als besonderes Baudenkmal Beachtung finden.

Elmar Arnhold, November 2002