Drehorgel
Ein Pfarrer als Drehorgelspieler
Seit ich 1968 als Pfarrer tätig bin, habe ich die Drehorgel als meinen ständigen Begleiter und mein Arbeitszeug entdeckt.
Damals, in dem kleinen Dorf Schliestedt am Elm, bin ich zur Weihnachtszeit mit einer von dem Drehorgelsammler Feuerriegel aus Winnigstedt geliehenen Drehorgel unterwegs gewesen, um für Brot für die Welt zu sammeln. Jahr für Jahr bis 1987 habe ich mit dieser wunderschönen Walzenorgel, die mit neun Weihnachtsliedern versehen war, mindestens 2o.ooo,- DM gesammelt. Doch eines Jahres verweigerte mir Feuerriegel seine Drehorgel und ich stand ohne Musik nur mit Büchse da. Es kam kaum etwas zusammen.
1989 wurde ich 5o Jahre. Da hat mir die Gemeinde St. Jakobi zu Braunschweig, wo ich seit 1981 als Pfarrer amtierte, den innigsten Wunsch zur Hälfte erfüllt, eine eigene Drehorgel von Hofbauer kaufen zu können. Die andere Hälfte habe ich dazu gelegt und nun hatte ich eine eigene Drehorgel und konnte mich einbringen in den Freundskreis Braunschweiger Drehorgelspieler.
Seit 1992 gehöre ich zu dem festen Kern der Braunschweiger Drehorgelfreunde, die regelmäßig Konzerte in den Kirchen im Frühjahr, Herbst und Neujahr geben, bei Geburtstagen, Festen und Feiern, Jubiläen und Anlässen wie Kulturnacht, Weihnachtsmärkten und Veranstaltungen mit mildtätigen Zwecken auftreten. Zu unserem Freundeskreis gehören acht Spielerinnen und Spieler, alle sind froher Natur und zu jedem Spaß miteinander aufgelegt.
Eine von vielen Episoden möchte ich zum Thema: 100 Jahre Grundsteinlegung-100 Gesichter aus St. Jakobi zum Besten geben ...
Es war im Dezember 1981. Wir hatten Basar. Ich lieh mir zum Festtag die Drehorgel von Herrn Feuerriegel und stellte mich vor der Post auf, da dort viel Publikumsverkehr war, das Geld klapperte nur so im Hut.
Gegenüber herrschte buntes Treiben beim Basar. Da kam Frau Hedwig Heinrich ganz aufgeregt zu meiner Frau: „Ist das nicht eine unverschämte Frechheit, wir haben hier Basar und da drüben steht so’n alter Mann und grast uns das Geld ab, gehen Sie doch mal hin und untersagen Sie ihm das Betteln, wir haben doch hier Basar!“ „Frau Heinrich“ erwiderte meine Frau, „der gehört doch zu uns. Das ist doch mein Mann! Der will die Postkunden zur Kasse bitten!“ Da lachten alle Herumstehenden hell auf und Frau Heinrich sagte: "Na, dann soll er man weiterorgeln.“ Ich sammelte damals 600 DM zusätzlich als Einnahme für unseren Basar, der insgesamt 8.500 DM einbrachte.