Der Architekt
Der Architekt Johannes Kraaz
Nach der Wettbewerbsentscheidung warb der erfolgreiche Preisträger des erst- und zweitplazierten Entwurfes, Johannes Kraaz, mit einer umfangreichen Referenzliste bei der Kirchengemeinde um die Beauftragung mit dem Kirchenbau. Kraaz hatte in Berlin und Hannover Architektur studiert und danach bei dem Berliner Architekten Franz Schwechten tätig. Schwechten zählte zu den herausragenden Gestalten in der Architekturszene Berlins im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts – zu seinen Arbeiten zählen u.a. der Anhalter Bahnhof und die Kaiser – Wilhelm – Gedächtniskirche. Schwechten schuf somit sowohl historistische Repräsentativbauten als auch Gebäude für den sich rasch entwickelnden Eisenbahnverkehr – der erst in der Nachkriegszeit zerstörte Anhalter Bahnhof galt vielen als schönster deutscher Großstadtbahnhof.
Nach der Tätigkeit in diesem renommierten Architekturbüro machte sich Kraaz 1898 selbständig. Bemerkenswert ist, daß Kraaz bis 1908 als Firmenarchitekt für die AEG arbeitete, bis er durch den damals zur Avantgarde zählenden Peter Behrens abgelöst wurde.
Die Referenzliste der von Kraaz und seinem Büro ausgeführten Bauten ist eindrucksvoll. Die wichtigsten aufgeführten Projekte sind:
Industrieanlagen für die AEG (Kabelwerk Oberspree; Fabrikbauten im Wedding)
Pavillon für die Weltausstellung 1900 in Paris;
mehrere Villen und Landhäuser sowie gehobene Siedlungen in Berlin, Greiz, Köthen und anderen;
Kreishaus und Kreis – Krankenhaus in Zerbst;
Pfarrhäuser in Berlin und Köthen.
In mehreren Wettbewerben gewann Kraaz erste, zweite und dritte Preise, u.a. für einen Kirchenbau in Berlin – Grunewald. Während seiner Zeit als Assistent in Berlin hatte er mehrfach mit Kirchenbauten zu tun. Im Jahre 1910, also während der Bauzeit der Jakobi – Kirche, errichtete er eine Villa für den Firmenchef der AEG und den ersten Außenminister der Weimarer Republik, Walther Rathenau, an deren Entwurf der Bauherr selbst beteiligt war.
Kraaz schloß sein Referenzschreiben an den Kirchenvorstand von St. Jakobi in dem für die damalige Zeit bezeichnendem Pathos mit der Bitte ihm „... die weitere Bearbeitung der reizvollen und hervorragenden Aufgabe, des Kirchenbaus St. Jakobi, anzuvertrauen. Der Gemeinde – Kirchenrat kann überzeugt sein, dass ich mit aufrichtigem Eifer meine ganze Kraft daran setzen werde, ein Werk zu schaffen, welches soweit dies möglich ist, allen Anforderungen genügt“.